Das Nydam-Moor gilt als eine der fundreichsten Opferplätze unserer Geschichte. Unter den Funden befindet sich auch eine Vielzahl an Pfeilschäften und Spitzen, die aufgrund der günstigen Lagerbedingungen im Moor sehr gut erhalten geblieben sind. Dies ermöglicht eine sehr genaue Rekonstruktion von Pfeilen, die verglichen zu anderen historischen Pfeilen, einige Eigenheiten aufweisen.
Während die Kiefer- und Eschenschäfte wie so oft tonnenförmig („barrelled“) ausgestaltet sind, setzt sich der abgesetzte Bereich der Federn im Schaft deutlich von anderen Pfeilfunden verwandter Regionen ab. Dies hat zur Folge, dass das Birkenpech und die Flachswicklung, mit der die Federn befestigt wurden, eben zum restlichen Schaft abschlossen und somit keine Kanten entstehen ließ, was einen geringeren Pech-Abrieb und größeren Schutz der Federwicklung bedeutete. Die Nocken sind Y-förmig ausgeprägt und mit Eigentumsmarken versehen. Für die Befiederung kommen mehrere Großvogelfedern in Frage, Untersuchungen auf der Unterseite der Kielhaut (der Kiel wurde nicht gespalten, sondern die Federn wurden vom Kiel abgezogen) deuten auf Federn des Seeadlers hin. Aufgrund heutiger Artenschutzbestimmungen werden für die Rekonstruktion optisch ähnliche Federn der Graugans verwendet. Einen weiteren markanten Unterschied zu anderen historischen Pfeilen, stellt die häufige Vierfach-Befiederung der Nydam Pfeile dar.
Zwar wurden auch Spitzen aus Knochen gefunden, hauptsächlich kamen aber Spitzen aus Eisen gefertigt zur Anwendung. Im Aufbau unterscheiden sich diese in Tüllen- und Dorngeschossspitzen, die eine jeweils andere Art der Befestigung mit sich brachten.
Spitzenrekontruktionen von Hector Cole.
FREUDENBERG Mechtild / GEBÜHR Michael, Nydam und Thorsberg. Opferplätze der Eisenzeit. Begleitheft zur Ausstellung Schleswig 2000, 22-25.
PAULSEN Harm, Bögen und Pfeile. In: BEMMANN Güde / BEMMANN Jan, Der Opferpflatz von Nydam. Die Funde aus den älteren Grabungen: Nydam-I und Nydam II. Neumünster 1998, S. 387-428.