Pfeile des 14. Jahrhunderts zu rekonstruieren erweist sich schwierig, da wir keine archäologischen Funde besitzen, schriftliche Quellen schweigen und auch historische Abbildungen wenig Aussagekraft besitzen. Die einzige Ausnahme stellt das Wilton-Diptychon dar, das zur Jahrhundertwende entstand. Daher tappen wir im Dunkeln, wie Pfeile im 14. Jahrhundert ausgesehen haben und welche Materialien und Rohstoffen verwendet wurden. Regionale Unterschiede erlaubt es zudem nicht, eine „Art“ Pfeil zu generalisieren.
Für die folgende Interpretation orientiere ich mich also an den Informationen vor und nach dem 14. Jahrhundert. Für den Schaft eignet sich eine Fülle unterschiedlicher Hölzer, im vorliegenden Fall handelt es sich um barrelled Pappelschäfte. Die Spitzen (von Hector Cole) sind ebenso variabel, hierzu gibt es zahlreiche archäologisch gesicherte Optionen.
Die größte Ungewissheit besteht bei der Befiederung. Während Gänsefedern als recht sicher angesehen werden können, stellt der handgesponnene Leinengarn eine Vermutung dar. Wir wissen, dass Leinen bereits zuvor verwendet wurde. Für Seide, wie sie im 15. Jahrhundert genutzt wurde, könnte es aber womöglich noch zu früh gewesen sein. Aber auch hier dürfte es bereits regionale Unterschiede gegeben haben. Leinen lässt sich weniger gut färben, dennoch besteht die Möglichkeit, dass auch für diese Pfeile bereits rot gefärbtes Garn zur Anwendung kam.
Die größte Besonderheit ist jedoch das Gemisch, dass diese Pfeile zu einer Frühform der spätmittelalterlichen Verdigris-Mischung macht. Es handelt sich um eine Verbindung aus Bienenwachs und Tierfetten. In diesen Verbund werden die Federn gedrückt und mit dem Faden fixiert. Der Faden drückt sich dabei tief in das Gemisch. Strittig ist das Kupferacetat, das bei späteren Pfeilen nachweisbar ist und den Bereich im bekannten Grünton färbt. Da dies für den Großteil des 14. Jahrhunderts nicht nachweisbar ist, verarbeite ich das Gemisch entweder mit oder ohne diesem.
Jedoch vermute ich, dass erst die Absicht zur Verwendung des Kupferacetats dieses Gemisch entstehen ließ. Im Falle des Schutzes vor mechanischen Schäden eignet sich Birkenpech ebenso hervorragend, zudem lässt es sich leichter verarbeiten. Das Wachs-Fett Gemisch ist mit seiner Konsistenz kein Kleber, sondern meiner Ansicht nach nur das Bindemittel, damit das Kupferacetat aufgetragen werden konnte.