Grabungen in Haithabu ist es zu verdanken, dass wir durch gefundene Fragmente die Elemente wikingerzeitlicher Pfeile kennen und sie somit sehr genau rekonstruieren können. Insbesondere die Funde aus einem Bootkammergrab geben genaue Informationen preis und zeugen davon, dass die Pfeile aus Haithabu extravagante Objekte darstellten, die der Repräsentation des Standes des Besitzers galten. Wurde zuvor angenommen, dass Bogenschützen innerhalb der Wikingersippschaften zur niederen Gruppe der Gesellschaft gehörten, so konnten die Funde in Haithabu dies eindeutig widerlegen.
Aufgrund der Tatsache, dass die archäologischen Grabungen keine vollständigen Pfeile zu Tage brachten, kann die ungefähre Länge der Birkenschäfte nur geschätzt werden. Sie hatten eine, wie für mittelalterliche Pfeile üblich, tonnenförmige Form und verstärkten sich zur Nocke erneut. Neben stärker ausgeprägten und am Schaft ausgeformten Nocken wurden im Bootkammergrab neun verzierte Nocken aus Messing gefunden, die durch einen Dorn im Schaftende durch Birkenpech eingeklebt wurden. Denselben Klebstoff nutzte man für die Befiederung, für die dasselbe Verfahren wie für die Pfeile in Nydam angewandt wurden. Die Federn, deren Art leider nicht bestimmbar ist, wurden in das Birkenpech gedrückt und durch einen Zwirn fixiert. Dabei drücken sich Faden und Federn in das Birkenpech und werden damit zusätzlich vor oberflächlicher Beschädigung geschützt.
Die Auswahl an wählbaren Spitzen ist groß, was die meisten gemeinsam haben ist deren Aufbau für die Befestigung am Schaft: als Dorngeschossspitzen war es notwendig, ein Loch in den Schaft zu bohren um darin die Geschossspitze mit Birkenpech einzukleben. Um ein Ausbrechen der Spitze aus dem Schaft zu verhindern, wurde der Schaft außen mit Draht komprimiert. Hierfür stehen Messing-, Bronze- oder Kupferdraht im Raume, eine genaue Untersuchung hierfür steht noch aus. Der Beginn des Drahtes wurde überwickelt und wurde zum Schluss mit dem anderen Ende tordiert. Dies wurde in ein-, zwei- oder dreifacher Folge durchgeführt.
PAULSEN Harm, Pfeil und Bogen in Haithabu. In: Das archäologische Fundmaterial VI (=Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu 33), Neumünster 1999.