Zu Beginn der 1460er Jahre fertigte der flämische Maler Rogier van der Weyden ein Porträt von Anton Bastard von Burgund an, auf dem eine realistische Darstellung eines Pfeils zu sehen ist. Man vermutet, dass er an den Sieg beim jährlich stattfindenden Schützenfest der Sankt-Sebastians-Schützengilde in Brügge erinnern soll.
Zu sehen ist ein zur Mitte stärker werdender Schaft, was eine tonnenförmige Schaftform wahrscheinlich macht. Die Nocke ist speziell ausgeformt und erinnert stark an osmanische Vorlagen. Drei modern wirkende Federn geben dem Pfeil die nötige Flugstabilität. Zwei Federn sind weiß, eine davon mit roten Farbeinsätzen. Die dritte Feder ist schwarz. Wie beim Pfeil auf Boltraffios Werk, zeigt auch dieser Pfeil keine Wicklung. Aufgrund der realistischen Darstellung ist anzunehmen, dass der Pfeil tatsächlich keine Wicklung besaß. Die Spitze ist nicht zu sehen und kann daher nur vermutet werden.
Die Interpretation besitzen tonnenförmige Kiefernschäfte mit den ausgeprägten Nocken. Die Gänsefedern (Weide- und Graugans) wurden per Hautleim an den Schäften fixiert. Schwierig stellte sich die Interpretation der rötlichen Farbeinsätze in der Leitfeder dar. Da für das Spätmittelalter mehrere Bilder mit Farbeinsätzen in den Federn existieren, muss es sich um ein praktisch anwendbares Verfahren für die Herstellung gehandelt haben. Heutzutage verwendet man für solche Gestaltungen die Federspleiß-Technik, bei der einzelne Federelemente mit unterschiedlichen Farben zu einer Feder zusammenfügt werden. Womöglich wurde diese Technik auch für diese Pfeile angewandt. Eine andere Möglichkeit wäre das direkte anmalen dieser Federsegmente. Dies hätte aber, je nach Farbbasis, Auswirkungen auf die Eigenschaften der Feder. Zum Austesten entschloss ich mich für diese Interpretation die zweite Variante zu nutzen, jedoch werden weitere Stücke in Zukunft mit der Federspleiß-Technik hergestellt.